Neue Werkrealschule in Baden-Württemberg
Politik auf dem Rücken der Schüler
Was zum Thema Neue Werkrealschule von der Politik entschieden, in den Medien verbreitet und den Verantwortlichen produziert wird ist für den allgemeinen Beobachter verwirrend, nicht schlüssig und wirkt konzeptionslos. Doch die
Tragweite des Werkrealschul-Konzepts, das die CDU/FDP-Landesregierung im vergangenen Jahr beschlossen hat, wird von enormer Tragweite sein und böse Auswirkungen auf manchen Schulstandort haben. So ist das Aus der Mehrheit der rund
800 einzügigen Hauptschulstandorte im Land vorprogrammiert und damit auch das Aus für manch eine Grundschule die mit einer Hauptschule verbunden ist. Und um es hier für den allgemeinen Beobachter klar auf den Punkt zu
bringen: Dies ist das Ziel dieser Landesregierung, auch wenn dies nicht offen zugegeben wird. Zentralierung, Konzentration, Effektivitätssteigerung - zu Gunsten der Finanzen und zu Lasten der Nutzer - heißen die aus der
Betriebswirtschaft entlehnten Zauberwörter, um, wie bei unseren "großen" Vorbild USA, große Schulzentren oder auch Gesundheitszentren bilden zu können. Nur geht es bei Bildung und Gesundheit nicht um
Betriebswirtschaft, sondern um das Gemeinwohl. Mit dem Beschluss der Landesregierung für eine sogenannte Weiterentwicklung der Hauptschule zur neuen Werkrealschule werden die Entscheidungsträger vor Ort regelrecht gezwungen,
den Weg der Zentralisierung zu akzeptieren und zu gehen. Das nenne ich "feine Politik": Die Landesregierung wäscht ihre Hände in Unschuld indem diese den Spieß so hindreht, als ob die örtlichen Schulträger diese
Zentralisierung wollten. Und das Schlimme ist, hier wird Politik auf dem Rücken der Schüler gemacht mit gravierenden, negativen Auswirkungen für diese: Zukünftig weitere Schulwege, quasi 4-gliedriges Schulsystem,
Verzicht auf erfolgreiche pädagogische Arbeit in den ländlichen Hauptschulen u.v.m. Viele Elternvertreter der Helmut-Rau-Schule Mainhardt haben sich im vergangenen Jahr mit einer Postkartenaktion an MP Oettinger gegen dieses
Schulkonzept gewand und ihre Meinung kundgetan. Eine Chance des Protests gegen eine Bildungspolitik, die an dem Bedarf der Schüler, der Schulen und Kommunen vorbeigeht, bieten die Landtagswahlen im nächsten Jahr. Es ist schon
bezeichnend für eine miserable Schulpolitik, wenn die CDU-Stadträtin, Frau Christiane Staab, die ich sehr schätze und die ich als vorbildliche Kämpferin für die Schule kennengelernt habe, als Vorsitzende des
Landeselternbeirats zurücktritt. Eine Vorsitzende, die nicht mit dem Kopf durch die Wand wollte, sondern immer das Mögliche und Machbare im Auge hatte und aus ihrer Politikerfahrung heraus lösungsorientiert und
kompromissbereit an die wichtigen und brisanten Themen herangeht aber trotzdem mit ihren sehr guten Empfehlungen und Ratschlägen aus dem Landeselternbeirat heraus bei einer beratungsresisten Kultusbürokratie auf Granit gebissen
hat.
Wilfried Correll
Elternbeiratsvorsitzender Helmut-Rau-Schule Mainhardt
Quelle: Haller Tagblatt vom 27.02.2010