Zoff im Bus II

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28.04.2010 noch ein Bericht über Zoff im Bus

Zoff im Bus: Fahrer sollen schlichten

Verkehrsunternehmen im Kreis klären Busfahrer über Rechte und Pflichten auf

Mehr als 300 Busfahrer im Kreis werden geschult, wie sie Konflikte mit Fahrgästen bewältigen, wie sie auf Vorfälle reagieren können. Busunternehmen, die Polizei und der Kreisverkehr stehen hinter dem Projekt.

ELISABETH SCHWEIKERT

Landkreis Juni 2009: ein 16-Jähriger schlägt in einem Bus auf der Fahrt von Michelbach nach Hall einen 13-Jährigen krankenhausreif. März 2010: Ein Schulbusfahrer muss unvermittelt stark bremsen. Schüler verlieren das Gleichgewicht, einige prallen gegen eine Trennscheibe, die zerspringt. Der Busfahrer bekommt davon nichts mit.

Solche Vorfälle sollen sich nicht mehr ereignen. Seit Jahresanfang werden die 310 Busfahrer, die im Kreis Hall auf über 100 Linien ihren Dienst versehen, geschult. Allerdings, und das betonen Ingrid Kühnel, Geschäftsführerin des Kreisverkehrs, und Polizeioberrat Alfred Schreiber vom Führungs- und Einsatzstab Prävention, unabhängig voneinander: Die Schulungen haben nichts mit den Vorfällen zu tun, sie seien seit längerem geplant gewesen.

Im Alltag gebe es immer wieder Situationen, in denen es für Busfahrer hilfreich sei, genau über ihre Rechte und Pflichten Bescheid zu wissen, sagt Ingrid Kühnel. Ein Busfahrer habe das Hausrecht: Ein Fahrer dürfe einem Betrunkenen den Zutritt verweigern. Werde ein Gast ausfallend, dürfe ihn der Fahrer festhalten und die Personalien feststellen. Notfalls solle er die Polizei rufen. Zu den Pflichten der Fahrer gehöre es unter anderem, die Fahrgäste vor Gefahr zu schützen. Werden während einer Busfahrt Passagiere belästigt, soll der Fahrer zunächst über den Lautsprecher die Provozierer auffordern, sich ordentlich zu verhalten. Helfe dies nichts, soll er einen Notruf absetzen. "Notfalls muss er halten und andere zur Mithilfe auffordern." Bei den eintägigen Seminaren mit erfahrenen Referenten würde den Busfahrern vermittelt, wie sie deeskalierend agieren können.

Aufklärung, um die Sicherheit zu erhöhen, ist der eine Handlungsstrang, konsequente Strafverfolgung der andere, so Kühnel. Recht häufig würden die Notfallhämmer in den Bussen gestohlen. Bisher hätten die Unternehmen meist davon abgesehen, Anzeige zu erstatten. Künftig nicht mehr, um den Tätern die Konsequenzen vor Augen zu führen, so Kühnel. "Denn was ist, wenn ein Unfall passiert, und der Hammer weg ist?"

Die Schulungen wurden von den Busunternehmen, dem Kreisverkehr und der Polizei von langer Hand vorbereitet, so Kühnel. Im vergangenen Jahr fuhr Polizeioberrat Alfred Schreiber sowohl in zivil wie in Uniform abends und an mehreren Wochenenden in Bussen mit: "Ich war sehr positiv überrascht - insbesondere von den Jugendlichen." Die jungen Leute hätten sich vorbildlich verhalten: Alkohol, Drogen, ausfallendes Verhalten - keine Spur davon, weder in der Stadt noch in den Kreisgemeinden. In den kommenden Monaten seien Testfahrten auch in Schulbussen geplant.

"Wir wollen noch mehr machen", kündigt Ingrid Kühnel an. Es sei geplant, Fahrgäste mit einzubeziehen, um die Sicherheit zu erhöhen. Unter dem Motto "Hinschauen statt wegschauen" sollen Buskunden ermutigt werden, unflätiges Verhalten von Mitfahrern zu unterbinden - etwa wenn jemand seine Füße auf den Sitzpolstern ablegt. In diese Aktion sei der Fahrgastbeirat eingebunden, ein Gremium von gut einem Dutzend Busnutzern, die sich für die Belange der Kunden einsetzen.

Wie Kühnel sagt, ergänze die Schulung die bestehenden Projekte (Busschule und Busbegleiter) zur Erhöhung der Verkehrssicherheit.

Armin Hinderer fährt seit fast zehn Jahre für den Stadtbus Schwäbisch Hall. "Jetzt hab ich eine gewisse Sicherheit, weiß, was ich darf." Wie er berichtet, kam er in den vergangenen Jahren immer wieder mal in Situationen, in denen er vom jetzigen Wissen profitiert hätte. Einmal hatte er einen renitenten, betrunkenen Fahrgast nachts im Bus. Er wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. "Heute würde ich gleich die Polizei dazu rufen." Nach den guten Erfahrungen durch die Schulung soll es jetzt in Schwäbisch Hall einen Busfahrer-Treffen geben, bei dem der Referent der Polizei nochmals über die Rechte und Pflichten der Busfahrer spricht.

Quelle Haller Tagblatt

Letzte Änderung: 28.04.2010

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